Digitalisierung
im gesundheitswesen

Die Digitalisierung schreitet im Gesundheitswesen allmählich voran und durchdringt unterschiedliche Bereiche. Dabei steht sie im Spannungsfeld zwischen Innovation, moderner Versorgung, Kosteneinsparung, Datenschutz und Versorgungssicherheit. Von zentraler Bedeutung für die Digitalisierung der GKV sind dabei die Krankenkassen.

Rolle der Krankenkassen bei der Digitalisierung

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist einer von fünf Zweigen der deutschen Sozialversicherung. Aufgabe der GKV ist es „die Gesundheit der Versicherten zu erhalten, wiederherzustellen oder ihren Gesundheitszustand zu bessern.“ (§ 1 SGB V).

Träger der GKV sind die einzelnen gesetzlichen Krankenkassen, die die Aufgaben der gesetzlichen Krankenversicherung nach Maßgabe des SGB V wahrnehmen. Sie müssen mithin die Versorgung der Versicherten sicherstellen und in diesem Rahmen etwa Leistungen zur Krankenbehandlung und zur Prävention ermöglichen.

Im Gesundheitswesen nehmen die Krankenkassen somit eine zentrale Rolle ein. Sie sind nicht nur Ansprechpartner für ihre Versicherten bei Fragen zum Versicherungsverhältnis, sondern auch Kostenträger für die medizinische Versorgung, etwa durch ärztliche oder zahnärztliche Behandlung, durch Krankenhausbehandlung, häusliche Krankenpflege, Arznei-, Heil- und Hilfsmittel oder Präventionsmaßnahmen.

Werden Abläufe, Prozesse und Kommunikationswege im Gesundheitssystem nun digitalisiert, ist deshalb regelmäßig auch die Krankenkasse involviert – egal ob im Verhältnis zum Versicherten oder zu den Leistungserbringern. Bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens führt deshalb kein Weg an den Krankenkassen vorbei.

Chancen für das Gesundheitssystem

Mit immer neuen technischen Entwicklungen ergeben sich auch im Gesundheitssystem neue Chancen für Verbesserungen: Krankheiten können schneller erkannt und besser überwacht werden, Versicherte können mehr an ihrer Versorgung teilhaben und einbezogen werden, Kommunikation und Datenaustausch zwischen den Akteuren im Gesundheitswesen kann schneller und transparent erfolgen, Patienten in entlegenen Gebieten können besser medizinisch versorgt werden. Durch mehr Effizienz und großes Einsparpotenzial kann mithilfe der Digitalisierung auch den Problemfeldern des deutschen Gesundheitswesens begegnet werden: dem Fachkräftemangel, dem demografischen Wandel und den steigenden Gesundheitskosten.

Diese Möglichkeiten für das Gesundheitssystem hat der Gesetzgeber inzwischen erkannt und mit mehreren gesetzlichen Regelungen nach und nach Instrumente eingeführt, die dieses Potenzial aufgreifen sollen:
So können Versicherte ihren Ärzten oder Therapeuten mittels der elektronischen Patientenakte (ePA) inzwischen partiell medizinische Informationen – etwa zu Vorerkrankungen, Diagnosen oder Laborwerten – zur Verfügung stellen. Mit dem E-Rezept werden ärztliche Rezepte künftig elektronisch – und nicht mehr in Papierform – ausgestellt, können dadurch zum Beispiel auch online eingelöst werden. Durch Online-Videosprechstunden (Telediagnostik) können Arzt und Patient per Videosprechstunde miteinander in Kontakt treten, sodass zeitliche und/oder räumliche Distanzen überwunden werden können.

Probleme bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen

Im Vergleich zu anderen Bereichen erfolgt die Digitalisierung des Gesundheitswesens eher schleppend. Während sich in anderen Branchen vielfach der digitale Weg als Mittel der Kommunikation durchgesetzt hat, bleibt das deutsche Gesundheitssystem überwiegend bei Stift und Papier. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Als ein Digitalisierungshemmnis hat sich etwa das Fehlen der technischen Voraussetzungen erwiesen. Die in zwei Schritten geplante Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) wurde beispielsweise mehrfach nach hinten verschoben, weil die notwendige Technik nicht rechtzeitig flächendeckend verfügbar war. Vollumfänglich wird die eAU daher wahrscheinlich erst ab 2023 – und nicht wie ursprünglich vorgesehen zum Jahresbeginn 2022 – zur Verfügung stehen. Für zusätzliche zeitliche Verzögerungen sorgte außerdem die Corona-Pandemie.

Gleichzeitig sind im deutschen Gesundheitssystem viele unterschiedliche Akteure beteiligt, deren Zusammenwirkungen technisch ermöglicht und koordiniert werden muss. Neben Ärzten, Krankenhäusern und Therapeuten müssen auch Apotheken, Krankenkassen und nicht zuletzt die Versicherten selbst mit entsprechenden technischen Einrichtungen ausgestattet werden.

Hinzu kommen besonders hohe Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit: Die von der Digitalisierung betroffenen Gesundheitsdaten sind als personenbezogene Daten höchstpersönlicher Natur und damit besonders schutzbedürftig. Sie umfassen alle Daten, die den Gesundheitszustand des Patienten betreffen: Neben Namen, Adresse, Geschlecht und Geburtsdatum sind auch Informationen zur Krankengeschichte (Anamnese), über aktuelle oder chronische Erkrankungen, zu Diagnosen, Therapien, Allergien, Unverträglichkeiten, dem Impfstatus sowie Medikamenteneinnahmen, Laborergebnisse, Röntgenbilder, Notfalldaten oder auch die Patientenverfügung erfasst. Dementsprechend hoch sind die Vorgaben für den Gesundheitsdatenschutz.

Zum Teil fehlt es den Versicherten auch an Informationen zu digitalen Angeboten. Die gesetzlichen Krankenkassen haben ihre digitalen Leistungen in den letzten Jahren zwar ausgebaut und bieten etwa die elektronische Patientenakte (ePA) oder besondere Apps für Allergiker oder für die Medikamenteneinnahme an, doch ein Großteil der Patienten kennt diese Möglichkeiten nicht einmal.